Über "Unter Bauern"

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UNTER BAUERN - Retter in der Nacht

 

SYNOPSIS

1943. Am Tag bevor er in den Osten deportiert würde, realisiert der beliebte und erfolgreiche Pferdehändler Siegmund Spiegel aus der inzwischen "judenfreien" Stadt Ahlen in Westfalen seinen vorbereiteten Plan, sich mit seiner Familie bei befreundeten Bauern zu verstecken. Zwar ist er längst recht- und besitzlos wie alle jüdischen Menschen, und zum Zwangsarbeiter degradiert, aber sein Lebensmut ist nach neun Jahren Nazischikanen ungebrochen. Gegen jede normale Vernunft vertraut er darauf, dass diese münsterländischen Bauern sich an ihre Zusage halten, obwohl sie gut wissen, heimlich einen Juden zu beherbergen, ist in den Augen der Nazis ein todeswürdiges Verbrechen. Dass normale katholische Bauern mit ihren Familien dieses Wagnis eingehen, kann in dieser extremen Situation niemand für möglich halten. Vielleicht setzt Siegmund Spiegel, genannt Menne, gerade deshalb alles auf diese Karte. Zunächst bringt er seine widerstrebende kluge junge Frau dazu, mit der kleinen Tochter Karin zu dem Bauern Aschoff zu fahren und sich dort aufnehmen zu lassen. Das geliebte Töchterchen Karin zu retten, ist sein beherrschender Gedanke, bevor er dann selber diese allerletzte verzweifelte Chance ergreift, mit dem Rad in die vertraute schöne Landschaft fährt und sein Leben Menschen anvertraut, von denen er glaubt, dass ihre Verlässlichkeit und menschliche Vernunft stärker ist als alle Angst.

Das Unmögliche wurde Wirklichkeit. In ihrem Bericht "Retter in der Nacht" schildert Marga Spiegel, wie die kleine Familie in ihren Verstecken überlebte. Die münsterländischen Bauernfamilien Aschoff, Pentrop, Sickmann, Silkenbömer halfen. Der Film "Unter Bauern" schildert mit Sinn für das Absurde im Alltäglichen, sogar der westfälische Humor spielt eine Rolle, wie die Bauern ihre jüdischen Gäste akzeptieren wie alles, was nun einmal so ist wie es ist. Ohne zu vergessen, in welcher Gefahr sie die ganze Zeit schweben. Unter den vielen wirkungsvollen Figuren rührt die naive junge Anni Aschoff vielleicht besonders an. Sie bewundert die elegante Marga Spiegel, findet in ihr eine ältere Freundin, wie sie unter Bauern nicht vorkommt. Das hindert Anni nicht daran, sich in Erich Reimann aus Berlin zu verlieben, der in männlich beschränktem Eigensinn aus der Naziideologie etwas für sich zu machen versucht. Auch um seinen behinderten Klempner-Vater zu ärgern, einen verbiesterten Salonkommunisten. Anrührend auch die Kinderrolle der Karin.

Immer wieder droht Entdeckung, weil Menschen mehr oder minder direkt Wind von der Sache bekommen, aber aus unterschiedlichen Gründen erfüllen sie ihre Denunziantenpflicht nicht. Waren die nicht Böswilligen unter den Deutschen doch zahlreicher als man annimmt?

Wenn es so ist, würde das nichts daran ändern, dass die jüdischen Bürger Ahlens, die es nicht in die Emigration schafften, ermordet wurden.